Blühende Wiesen erfreuen nicht nur das Auge des Spaziergängers. Viele Kleintiere wie Schmetterlinge und Bienen finden hier einen reich gedeckten Tisch, was auch den insektenfressenden Vögeln zugute kommt. Etwas mehr als die Hälfte der Wettersbacher Feldflur besteht noch aus Wiesen. Sie sind großenteils mit Obstbäumen bestanden.
Wiesen können sich sehr deutlich voneinander unterscheiden. Ihr Erscheinungsbild wird geprägt von den Bedingungen des Standortes, wie dem Klima, dem Nährstoff- und Wasserhaushalt des Bodens. Nicht weniger stark wirkt die Art der Nutzung, Zeitpunkt und Häufigkeit der Mahd und die Intensität der Düngung. Alle diese Faktoren beeinflussen den Pflanzenbestand einer Wiese.
Im Gebiet findet man Wiesen mittleren Feuchtigkeits- und Nährstoffgehaltes, die sogenannten Tal-Glatthafer-Wiesen. Sie treten in mehreren Varianten auf.
a) Typische Ausbildung auf mäßig frischen bis mäßig feuchten Standorten, mittlere
Nährstoffversorgung durch Düngung (Stallmist).
b) Die durch kräftige und einseitige Zufuhr von Nitraten (Gülle) oder Ammoniumsalzen
entstandene überdüngte Ausbildung mit Wiesenkerbel und Bärenklau kommt
relativ selten vor.
c) Die wechselfeuchte Ausbildung mit dem Großen Wiesenknopf kommt vor allem
um den Hatzengraben vor, wo der Feuchtegehalt des Bodens im Sommerhalbjahr
stark schwanken kann.
d) Magere Ausbildung mit Honiggras, nicht oder wenig gedüngt mit nur dünner
Lößauflage über dem Buntsandstein und daher geringer natürlicher Nährstoffbasis.
Kommt großflächig vor in den Gewannen Kohlblatt, Haulenberg, Bannholz, Rust,
Stuben und Lohacker.
Pflege
Eine ausführliche Übersicht über die Nutzung und Pflege der Wiesengesellschaften findet sich im Pflegeplan. Verkürzt kann festgehalten werden: Die ökologisch wünschenswerte Nutzung wäre für Wiesentyp
a) Zweimalige Mahd im Juni/Juli und August/September mit Festmistdüngung;
b) zwei- bis dreimalige Mahd ohne Düngung
c) Zweimalige Mahd mit Festmistdüngung oder ohne Düngung
d) 1 malige Mahd im Juni ohne Düngung
Für den Tierbestand wäre es günstig, wenn einzelne dieser Wiesen nur alle zwei Jahre gemäht würden (oder auch jährlich im Spätherbst, das dann strohige und nährstoffarme Mähgut läßt sich aber kaum mehr verfüttern). Beispielsweise könnte dort die in Grasbüscheln nistende Grashummel überleben, die im Gebiet zum letzten Mal 1993 beobachtet werden konnte.
Die vielen in und von der Wiese lebenden Arten stellen unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. So legen einige Wiesenfalter ihre Eier nur in kurz zuvor gemähte Wiesen ab, andere dagegen nur in noch nicht gemähten Wiesen. Die vielfältige Tierwelt kann sich am besten halten, wenn die Mahdtermine im Gebiet möglichst weit gestreut sind. Eine zeitgleiche Mahd großer Flächen verringert und vereinheitlicht dagegen den Tierbestand.
Die größte Vielfalt weisen magere bis mäßig fette, blütenreiche Wiesen auf, die ein bis zweimal gemäht werden. Sehr stark gedüngte und häufig geschnittene Wiesen sind dagegen artenarm.
Wegränder mit Altgras- und Krautstreifen können ein Ersatz für die nur einmal im Spätherbst bzw. zweijährig gemähten Wiesen sein.
Brachflächen sind in der Wettersbacher Flur leider sehr selten. Vor allem in die Feldflur eingesprengte jüngere Brachestadien, etwa bis zur beginnenden Verbuschung, würden das Gebiet ökologisch erheblich aufwerten ohne das Landschaftsbild nennenswert zu verändern. Sie lassen sich schaffen und erhalten, indem eine Fläche etwa nur alle 3-10 Jahre gemäht wird. Brachflächen sind Rückzugs- und Lebensraum für zahlreiche Tiere. Für blütenbesuchende Insekten etwa sind sie Ausweichflächen, wenn die benachbarten Wiesen gemäht worden sind. Gefährdete Vogelarten können durch Brachen gefördert werden. Die Dorngrasmücke wurde bei einer Erhebung 1989 nur ein einziges Mal in der Wettersbacher Feldflur angetroffen - auf der einzigen größeren Brachfläche. Feldschwirl und Sumpfrohrsänger wurden überhaupt nicht gefunden, was auf die fehlenden Brachflächen zurückzuführen ist. Die positive Wirkung junger Brachen auf oberirdisch nistende Hummelarten wurde bereits bei den Wiesen angesprochen.
Wildwachsende Hecken dienen zahlreichen Vogelarten wie der Gartengrasmücke oder dem Neuntöter als Versteck und Nistplatz. In der Wettersbacher Feldflur handelt es sich meist um Hoch- und Baumhecken. Diese Biotopstrukturen bedürfen nur in größeren Abständen, nach 10 bis 20 Jahren, eines Rückschnitts, der in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 28. Februar erfolgen muss.
Dieser starke Eingriff bedarf der Erlaubnis der Naturschutzbehörde.
Was der Wettersbacher Feldflur noch fehlt sind einzelne kurze (etwa fünf bis zehn Meter lang), mittelhohe Hecken (bis etwa drei Meter hoch), mit dornigen Sträuchern, wenn möglich abseits der asphaltierten Wege. Besonders angebracht wären sie in den Gebieten, die im Pflegeplan als Entwicklungsschwerpunkt Vogellebensraum ausgewiesen sind, also westlich des Hatzengrabens bis über den Busenbacher Weg hinaus und im Gewann Lohacker.
Selten sind auch niedrige, kleinflächige (zwei bis drei Quadratmeter genügen) mit Brombeer und Heckenrose verwachsene Gebüsche. Die gefährdete Dorngrasmücke zum Beispiel brütete nur in solchen niedrigen Strukturen, wie sie sich etwa um alte Reisighaufen bilden können.
Für Heckenpflanzungen in der Wettersbacher Feldflur eignen sich zahlreiche Sträucher, wie Hasel, Hundsrose, Liguster, Weißdorn (spärlich wegen Feuerbrandgefahr), Pfaffenhütchen, Schlehe, Schwarzer Holunder und Wasser-Schneeball.
Reisighaufen sind zum Beispiel Unterschlupf für Hase, Igel und Brutplatz für Vögel. Läßt man sie über Jahre liegen bzw. legt immer wieder neues Reisig nach, so können sie sich zunächst mit Rankenpflanzen begrünen. Später entwickeln sich dort Buschpflanzen und Sträucher.
mit freundlicher Genehmigung entnommen aus: "Landschaftsschutzgebiet Grünwettersbacher Wald-Hatzengraben", Umweltamt der Stadt Karlsruhe 1999