Die Rotbuche
(Fagus sylvatica)
Die Rotbuche ist ein Laubbaum, die auf vielen verschiedenen Standorten wachsen kann und dort konkurrenzstark gegenüber anderen Baumarten ist.
Ihr Vorkommen erstreckt sich von West- über Mitteleuropa, aber auch im Süden Europas ist sie zu finden.
Das Holz der Buche wird in der Möbel- und Bauschreinerei verwendet. Qualitativ hochwertige Buchenstämme werden zu Furnieren weiter veredelt. Auch zur Herstellung von Spielwaren aus Holz, in der Zellstoffindustrie und zur Herstellung von Verpackungen wird es gerne genutzt. Außerdem ist Buchenholz als Brennstoff sehr begehrt.
Fünf Schutzgebiete für naturbelassene Buchenwälder Deutschlands sind 2011 zum Weltnaturerbe der UNESCO ernannt worden und bilden mit den „Buchenurwäldern der Karpaten“ ein gemeinsames Welterbe.
Vorkommen der Buche
Die Rotbuche ist hauptsächlich in West- und Mitteleuropa verbreitet, während sie im Süden Europas auf Gebirge beschränkt ist (vgl. Esser 2000: S. 70). In Mitteleuropa ist sie die konkurrenzstärkste Baumart (vgl. Schütt et al. 2002: S. 167). Wie in der Bundeswaldinventur 2002 („Flächen - Laubbaumanteil steigt“) ermittelt, nimmt die Buche 14,8 % der bewaldeten Fläche in Deutschland ein, dies ist nur halb so viel wie die Fichte (28,2 %) derzeit beansprucht.
Die vorherrschenden natürlichen Waldgesellschaften in Deutschland sind Buchen-Waldgesellschaften, sie würden auf 74 % der Waldfläche (7,8 Mio. Hektar) vorkommen. Häufig wären Buchenwälder in Mittelgebirgen zu finden. Bedingt durch menschliche Einflüsse, wie z.B. Holznutzung, Waldbau oder Wiederaufforstungen, sind Buchen-Waldgesellschaften heute nur noch auf
ca. 16 % der Waldfläche Deutschlands vertreten (vgl. Bundeswaldinventur 2002, „Naturnähe der Baumartenzusammensetzungen“).
Das bevorzugte Klima der Rotbuche ist feucht und durch milde Winter geprägt. Im Jahr sollten mindestens 500 bis 600 mm Niederschlag fallen (vgl. Schütt et al. 2002. S: 67), auf trockenen Böden mit geringer Wasserspeicher-kapazität sollte es deutlich mehr Niederschlag sein, ansonsten ist es der Buche zu trocken. Am häufigsten kommt sie in der mittleren und unteren Bergstufe vor, häufig auch im Hügel- und Tiefland. Im Schwarzwald wächst die Rotbuche bis in Höhen von 1.450 m. Der optimale Standort der Buche ist auf “mittel- bis tiefgründigen, frischen, nährstoff- und basenreichen, lockeren Lehmböden (Braunerden)” (vgl. Schütt et al. 2002: S. 167). Buchenwälder sind aber auch auf anderen Standorten oft konkurrenzstärker als andere Baumarten, so können sie auf kalk- und nährstoffreichen Böden ebenso gut wachsen wie auf nährstoffarmen und bodensauren Standorten (vgl. Burschel et al. 2003: S. 11). Dürre, Wechselfeuchte, Staunässe, Spätfröste sowie starke Winterfröste verträgt die Rotbuche nicht (vgl. Schütt et al. 2002: S. 167).
(Bild 1) Verbreitung der Buche
Buchenwälder
Natürliche Waldgesellschaften sind Waldtypen, die sich in ihren Böden, Höhenlagen, Klimata, dem Wasserhaushalt, der Exposition des Standortes und der Artzusammensetzung (Baumarten, Kräuter, Gräser, Moose, Tiere) unterscheiden. Je nach Altersstadium (Verjüngungsphase, Optimalphase, Zerfallsphase) ändert sich auch die entsprechende Artzusammensetzung der Pflanzen. Natürliche Waldgesellschaften sind stabile Ökosysteme, da sie sich im Lauf der Jahrhunderte an die besonderen Gegebenheiten angepasst haben. Bei vorübergehenden Störungen, wie Feuer, Sturm oder auch Holzernte gelangen sie recht bald in ihren natürlichen Zustand zurück (vgl. Bundeswaldinventur 2002, „Natürliche Waldgesellschaften“). Es gibt in Deutschland vor allem vier wichtige Buchen-Waldgesellschaften. Dies sind der Hainsimsen-Buchenwald, der Drahtschmielen-Buchenwald, der Waldmeister-Buchenwald und der Waldgersten-Buchenwald. Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Buchen-Waldgesellschaften, wie etwa der Buchen-Tannenwald oder der subalpine Bergahorn-Buchenwald (vgl. Mertz 2002: S. 70 ff.). Die Namen der Waldgesellschaften setzen sich aus der vorherrschenden Baumart und einer für diese Waldgesellschaft typischen bodenbedeckenden Pflanze, Baumart oder Gestein zusammen.
Der Hainsimsen-Buchenwald ist die häufigste Buchen-Waldgesellschaft in Deutschland, dieser ist nach der Weißen Hainsimse (Luzula luzuloides), einem Gras, benannt. Der Hainsimsen-Buchenwald kommt vor allem im Hügel- und Bergland vor, neben der dominierenden Buche wächst in tieferen Lagen die Eiche und in höheren Lagen vermehrt Weißtannen und Fichten. Diese Buchenwälder wachsen auf nährstoffarmen Silikatgesteinen (z.B. Granit, Gneis, Sandstein) oder auf lehmigen und sandigen Sedimenten der Eiszeit. Es sind daher saure Braunerden oder Parabraunerden, die keinen Kalk enthalten und somit auch keine oder wenig Mikroorganismen (z.B. Regenwürmer), die die Blattstreu in Humus umsetzen könnten (vgl. Bundeswaldinventur 2002, „Natürliche Waldgesellschaften“). Die Wälder haben in ihrer Optimalphase ein typisches Aussehen. Aufgrund der nicht oder nur gering vorhandenen zweiten Baum- und Krautschicht bilden die Buchen ein gleichmäßig hohes Kronendach aus, welches dann hallenartig wirkt.
Der Drahtschmielen-Buchenwald ist dem Hainsimsen-Buchenwald standörtlich und von den Arten sehr ähnlich. Diese Buchen-Waldgesellschaft ist in den Tieflagen Deutschlands beheimatet, z.B. im Norddeutschen Flachland.
Die Waldmeister-Buchenwälder kommen auf mäßig nährstoffversorgten, schwach sauren bis neutralen Böden vor. Sie reichen von der deutschen Küste bis in die Alpen. Es bildet sich auch hier wieder der typische Buchenhallenwald aus. Neben der Buche als dominierende Baumart treten Edellaubhölzer, wie beispielsweise Esche, Berg- und Spitzahorn auf. Natürlicherweise würde diese Buchen-Waldgesellschaft deutlich höhere Anteile an den vorkommenden Waldgesellschaften besitzen, doch die vorhandenen Böden wurden und werden oft ackerbaulich genutzt oder wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch schnell wachsende Nadelhölzer aufgeforstet (vgl. Bundeswaldinventur 2002, „Natürliche Waldgesellschaften“).
Der Waldgersten-Buchenwald kommt auf mäßig bis gut nährstoffversorgten, basenreichen Böden vor. Diese Böden entwickelten sich aus Kalk- oder Gipsgestein, Basalt oder kalkreichem Lockergestein. Vor allem in den kalkreichen Mittelgebirgen, den nördlichen Alpen oder an der Ostseeküste (z.B. auf Rügen) tritt der Waldgersten-Buchenwald hervor (vgl. Mertz 2002: S. 71). Diese Wälder sind deutlich artenreicher als die anderen Buchenwaldgesellschaften, allerdings handelt es sich meist um frühblühende Arten, die das anfangs noch lichtdurchlässige Kronendach nutzen. Denn im späteren Frühjahr schließt die Buche ihr Kronendach und es bildet sich wieder der für Buchen-Waldgesellschaften typische Buchenhallenwald, in der die bodennahe Vegetation nicht genug Licht bekommt, um zu wachsen. Aber auch wesentlich mehr Tierarten kommen hier vor. Der Regenwurm fühlt sich im kalkreichen Boden wohler und auch zahlreiche Gehäuseschneckenarten sind hier beheimatet. Die kalkreichen Böden sind oft flachgründig und besitzen eine geringe Wasserspeicherkapazität, deshalb wurden sie selten landwirtschaftlich genutzt und blieben so oftmals erhalten (vgl. Bundeswaldinventur 2002, „Natürliche Waldgesellschaften“).
Der feuchte Buchen-Tannenwald wächst in höheren Lagen und ersetzt hier den Waldmeister-Buchenwald. Er kommt oft in Hanglagen vor, deren Böden nährstoffreich, mittelgründig und mäßig frisch sind. Kalkhaltige Gesteine und Böden sind hierfür wichtige Ausgangsmaterialien. Die vorherrschenden Baumarten sind Buchen und Weißtannen, aber auch Fichten sind hier vertreten (vgl. Mertz 2002: S. 70).
Der subalpine Bergahorn-Buchenwald tritt in hochmontanen und subalpinen Lagen an Stelle des Buchen-Tannenwaldes. Er wächst in Höhen von 600 m bis 1700 m ü. NN. Kalk und basische Gesteine bilden die Grundlage für tiefgründige, nährstoffreiche und frische bis feuchte tonreiche Böden auf denen diese Waldgesellschaft hauptsächlich vorkommt. Noch immer ist die Buche die häufigste Baumart, aber zusammen mit Bergahorn, Bergulme, Fichten und Tannen bildet sie diesen Buchenwald. Der Boden ist mit zahlreichen Kräutern, Gräsern, Farnen und feuchtigkeitsliebenden Pflanzen bedeckt. Eine hohe Luft- und Bodenfeuchtigkeit, milde und schneereiche Winter sind die wichtigsten Standorteigenschaften dieser Waldgesellschaft. Die Rotbuche befindet sich hier nicht mehr in ihrem Optimum, ersichtlich ist dies z.B. an ihrer verminderten Wuchskraft, sie erreicht nur etwa 15-20 m. Die Stämme und Äste sind aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit oft mit Flechten bewachsen (vgl. Mertz 2002: S. 74).
Aussehen und besondere Merkmale
Das Erscheinungsbild der Buche unterscheidet sich je nachdem ob sie auf einer Freifläche oder in einem Waldbestand steht. Eine Buche auf der Freifläche ist tiefbeastet und weist einen kegelförmigen Wuchs auf.
Dagegen ist eine Buche, die im relativ dicht stehenden Waldbestand erzogen wurde oft bis in die Krone astfrei und hat in der Jugend eine schmale Krone, im Alter eine aufgewölbte breitere Krone. Die Buche bildet auf guten Standorten und in gut gepflegten Beständen vollholzige und gerade gewachsene Stämme, die im Alter von 120 Jahren oft eine Höhe von etwa 30 m erreichen. Buchen, die ein Alter von 300 Jahren erlangen, können 45 m hoch sein und einen Durchmesser von 1,5 m haben. Diese eignen sich allerdings meist nicht mehr für die Holznutzung, sondern dienen oft als Habitatbäume für Tiere oder werden von Pilzen besiedelt. Die Rotbuche besitzt eine recht blattreiche Krone durch die nicht viel Licht hindurch kann, somit ist es am Boden recht dunkel und es kann sich nur eine spärliche Vegetation am Boden bilden. Diese besteht meist aus frühblühenden Pflanzen, welche das im Frühjahr noch reichlich auf den Boden fallende Licht zu nutzen wissen (vgl. Godet 1987:S. 30).
Die Blätter der Buche sind fünf bis 10 cm lang und haben eine elliptische bis breit-eiförmige Form. Der Rand ist wellig und vor allem in der Jugend weiß bewimpert. Das Blatt ist am Ende etwas zugespitzt. Die Oberseite ist glänzend dunkelgrün, während die Unterseite etwas heller und matter ist. Die Blattadern sind deutlich sichtbar und verlaufen parallel zueinander. Die Buchenblätter sind wechselständig am Spross angeordnet (vgl. Godet 1987: S. 101 ff.).
Bevor die Blätter abfallen, verfärben sie sich im Herbst orange bis rötlich-braun. Im Mai treiben die Blätter wieder aus, sie entwickeln sich aus den „spindelförmigen, bis 2 cm langen, rotbraunen, zugespitzten, abstehenden, vielschuppigen und wechselständig angeordneten Knospen“ (vgl. Godet 1987: S. 30). Gleichzeitig mit den Blättern sprießen im Mai an neuen Trieben weibliche und männliche Blütenstände. Die weiblichen Blüten sind kugelig, gestielt, mehr oder weniger aufrecht und tragen zwei Blüten. Die männlichen Blüten sind auch kugelig, allerdings vielblütig und stark zottig behaart (vgl. Godet 1987: S. 30). Im Herbst beginnen die Früchte der Buche, die so genannten Buchecker, von den Bäumen zu fallen und werden dort dann gerne von Wildschweinen gefressen oder auch von Eichelhähern, Mäusen, Eichhörnchen gesammelt und als Vorrat für den Winter versteckt. Die Früchte sind 20-25 mm lang und besitzen zwei dreikantige, rotbraune und ölreiche Samen. Aufgrund des hohen Ölanteils wurden diese früher auch gerne von Menschen gesammelt, um daraus Brot oder Kaffee aufzuwerten oder teils auch zu ersetzen.
Die Buche hat eine dünne und glatte Rinde, nur selten wird sie etwas borkig. Sie hat in der Jugend eine graugrüne Farbe, später wird diese aschgrau und in hohem Alter dann silbergrau. Da die Rinde im Vergleich zu anderen Baumarten sehr dünn ist, neigt die Buche zu Sonnenbrandbildung, wenn sie plötzlich durch natürliche oder anthropogen bedingte Ursachen aus einem dichten Waldbestand freigestellt wird.
Verwendung der Buche
Das Holz der Buche hat eine weißlich-graue bis rötlich-gelbe Tönung, ist zäh und wenig elastisch, aber tragfähig, druckfest und schwer. Buchenholz schwindet stark, neigt zu Aufreißen und zu Verwerfungen. Diese eher negativen Eigenschaften versucht man durch Dämpfen und eine schonende Trocknung zu verringern. Durch die Dämpfung bekommt das Holz auch eine rötliche Farbe. Bleibt Buchenholz längere Zeit ungeschützt im Freien, so wird es sehr schnell von holzzersetzenden Insekten und Pilzen befallen, kann dann nicht mehr oder nur noch schlecht verwertet werden oder verrottet. Das Holz der Buche findet „in der Möbel- und Bauschreinerei und für die Herstellung von Stühlen, Tischen, Furnieren, Leisten, Kanten, Küchengeräten, Spielwaren, Treppen, Werkbänken, Kisten [und] Sperrholz“ Verwendung (vgl. Godet 1987: S. 30). Früher wurden auch Eisenbahnschwellen daraus hergestellt, die dann bis zu 40 Jahre haltbar waren, da sie zuvor mit Teer behandelt wurden. In heutiger Zeit werden vermehrt Betonschwellen eingebaut, nur noch bei den Weichen wird Buchenholz verwendet. Auch in der Gewinnung von Zellstoff für die Papierherstellung oder von Zellulose für die Herstellung von Kunstfasern für die Bekleidungsindustrie spielt Buchenholz eine wichtige Rolle. Da Buchenholz einen hohen Heizwert hat und zudem noch sehr gut zu spalten ist, ist es ein sehr geschätztes Brennholz.
Buchenholz neigt dazu ab einem bestimmten Alter bzw. Durchmesser ein dunkleres Kernholz auszubilden, den so genannten Rotkern. Dies ist eine rötliche Farbveränderung des eigentlich hellen Kernholzes, die dadurch entstehen kann, wenn über Wunden, absterbende Äste, Astabbrüche, Zwiesel oder Wurzelverletzungen Luftsauerstoff eintritt und mit Zellinhaltsstoffen oxidiert. Hierbei muss gleichzeitig auch die Holzfeuchte unter 60 % liegen. Die Festigkeit des Holzes bleibt gleich, aufgrund von Porenverschluss kann dieses nun allerdings nicht mehr imprägniert werden. Auf dem Holzmarkt wird rotkerniges Holz sehr schlecht bewertet, so dass es deutlich geringere Preise erhält als vergleichbares nicht rotkerniges Buchenholz (vgl. Esser 2000: S. 472). Trotzdem können aus diesem rotkernigen Buchenholz in letzter Zeit sehr schöne Möbel hergestellt werden.
(Bild 2) Buchenwald
(Bild 3) Buche freistehend
(Bild 4) Buchenblätter
Herbstfarben und Totholzbaum
(Bild 5) Holz der Buche
Autorin: Dipl.-Forstwirtin Regine Schölch, am 29.01.2012