Das Waldland, wo sich heute Wettersbach befindet, wurde im Jahre 1148 von Zisterzienser-Mönchen des Klosters Herrenalb besiedelt. Da es keine Bodenfunde aus Zeiten davor im Gebiet gibt, kann man davon ausgehen, dass es bis dahin keinerlei Besiedlung gab und höchstens die Bewohner der Seitentäler und der Rheinebene auf Jagdzügen den damaligen Urwald durchstreiften. Der Ortsname Wettersbach findet 1289 als "Weddirsbach" erstmalige urkundliche Erwähnung und variierte im Laufe der Jahrhunderte, wie beispielsweise im Jahre 1292 "Weterspach"; 1348 "Wethersbach"; 1395 und 1550 "Wetter-spach"; 1479 "Wettersbach"; 1527 "Grienwetterspach"; 1617 "Grünen Wetterspach". Die Namen werden abgeleitet von dem durch das Dorf fließenden Bach.
Den ersten Wettersbachern ging es aufgrund der guten Lage auf fruchtbarem Boden, waldreicher Umgebung und guten Absatzmärkten in Ettlingen, Durlach und Mühlburg wohl ganz gut, so dass die Bewohnerzahl des Dorfes bis ins 15. Jahrhundert auf 600 Bürger anwuchs. Im 17. Jahrhundert soll die Gemeinde durch ein allgemeines Landsterben, den Dreißigjährigen Krieg und die Pfälzischen Erbfolgekriege fast völlig entvölkert worden sein, die Häuser verfielen, die Gärten und Felder verwilderten. In einem Protokoll von 1640 findet sich die Notiz, dass die beiden Orte Grünwettersbach und Mutschelbach öd und leer stehen.
Im Jahre 1701 wurde auf Grünwettersbacher Gemarkung die Waldensergemeinde "La Balme" - später Balmbach, heute Palmbach gegründet: Die Waldenser waren aus ihrer französischen Heimat Vertriebene, die zunächst in der Schweiz Zuflucht gesucht hatten. Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg gab 28 Familien die Erlaubnis, sich in seinem Land anzusiedeln (seit 1535 war Grünwettersbach noch eine württembergische Exklave im Badischen und gehörte zum Oberamt Neuenbürg. Erst 1806 wurde Grünwettersbach badisch). Er gab ihnen 360 Morqen (ca. 90 ha) verwildertes Ackerland, Wiesen und ein paar kleine Waldstücke zwischen Grünwettersbach und Stupferich sowie Langensteinbach. Es gab keine Feindseligkeiten zwischen den verbliebenen Bewohnern Grünwettersbachs und den Waldenserfamilien, auf die noch heute die Namen Jourdan, Raviol und Claupein hinweisen.
Dank der guten Bodenverhältnisse konnte sich das Dorf vergleichsweise schnell wieder erholen - der fruchtbare Lößboden bot Gelegenheit für umfangreichen Flachsanbau welcher die Grundlage für die Heimweberei war und so für die Familien einen erträglichen Nebenerwerb darstellte. 1836 wurde die Spinnerei- und Weberei-Fabrik im Albtal bei Ettlingen gegründet und bot etlichen Einwohnern von Wettersbach einen Lebensunterhalt.
Hauptsächlich wurde in Wettersbach aber weiterhin Landwirtschaft betrieben, aber auch Steinbrüche, Ziegeleien und Hafnereien wurden etabliert. Im Jahre 1842 gab es in Grünwettersbach: 1 Bäcker, 1 Glaser, 2 Hafner, 2 Händler, 1 Küfer, 1 Krämer, 53 Landwirte, 31 Leineweber, 6 Maurer, 5 Schmiede, 4 Schneider, 2 Schreiner, 13 Schuster, 1 Steinhauer, 1 Strumpfstricker, 29 Tagelöhner, 2 Wagner, 4 Gastwirte, 6 Zimmerleute und 127 waren ohne Gewerbe.
1888 wurde aufgrund des stark betriebenen Tabakanbaus eine Zigarrenfabrik gebaut, die 1955 zur Wäschefabrik wurde. 1972 wurden Grünwettersbach und Palmbach zur Gemeinde Wettersbach zusammengelegt. Doch die Hoffnung, durch den Zusammenschluss die Selbstständigkeit zu sichern, erfüllte sich nicht. Schon am 1. Januar 1975 wurde Wettersbach nach Karlsruhe eingemeindet.
Wettersbach aus naturhistorischer Sicht
Dieser kurze Abriss der Geschichte lässt uns parallel in die Entwicklung der Landschaft um Wettersbach blicken. Vor 900 Jahren waren Dorf, Wiesen und Felder also noch unberührter Urwald bis die ersten Mönche eine Lichtung hineinschlugen. Vor 500 Jahren wohnten hier 600 Menschen, die das Land als Äcker und Wiesen bewirtschafteten. Als die Kriege durch das Land zogen, denen die meisten Einwohner zum Opfer fielen, verwilderte das genutzte Land. Vor 300 Jahren, als Palmbach gegründet wurde, erhielten die Waldenser 360 Morgen, also ca. 90 ha Land und die Grünwettersbacher verfügten noch über 1800 Morgen, also ca. 450 ha Land. In den Jahrhunderten darauf hatte die Landwirtschaft hauptsächlich durch Flachsanbau ihre Hochzeit, später auch Tabak.
Von daher hat sich die Gestalt der Landschaft um Wettersbach nicht grundlegend verändert- noch immer ist die Landwirtschaft vorherrschend -in Form von Ackerbau und Wiesenwirtschaft umgeben von Wald. Doch wächst das Dorf in seiner Größe stetig an und in die freie Landschaft hinein- so hatte Grünwettersbach 1945 1399 Einwohner und 1975 schon 3393 Einwohner. Heute sind es 4200, zusammen mit Palmbach sind es 6000 Einwohner. Der hauptsächliche Unterschied zu früher aber dürften die Einflüsse der Menschen auf ihre Umgebung sein- während vor 500 Jahren fast alle Einwohner ihre Umgebung in irgendeiner Form nutzten, vor 160 Jahren noch 53 Landwirte ihr Feld bestellten sind es heute nur noch wenige Landwirte, die dafür aber größere Flächen bewirtschaften.
Ausblick
Die meisten Wettersbacher Bürger sind heutzutage weder Nutzer, noch Gestalter, noch Erhalter der in den letzten Jahrhunderten gewachsenen Landschaft. Die Schwerpunkte des Lebens haben sich aus dem Dorf in die Stadt verlagert, der Bezug zur Heimat schwindet, auch das Wissen darum und der Einfluss. Werden die Obstbäume nicht mehr genutzt werden sie nach und nach absterben, ohne das neue nachgepflanzt werden. Die Landwirtschaft wird vielleicht ihre Ackerflächen vergrößern um rentabler zu wirtschaften. Das Dorf wird weiter wachsen und vielleicht Grünland als Bauland in Anspruch nehmen. Doch genau wissen wir es nicht- sicher ist nur dass eine Kulturlandschaft nur durch das Wirken des Menschen gestaltet und erhalten werden kann- je mehr Menschen dies tun, desto abwechslungsreicher wird sich diese gestalten und desto mehr Tier- und Pflanzenarten kann ein Lebensraum angeboten werden.
Die Geschichte der Wettersbacher Kulturlandschaft